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Beredsames Schweigen

Das Leben ist voller (scheinbarer) Widersprüche – ebenso wie die deutsche Sprache, die uns den Ausdruck des „beredsamen Schweigens“ (EDIT: genau genommen heißt es “beredtes Schweigen”) geschenkt hat: Oft sagen Blicke, Gestik und Mimik im Miteinander mehr als tausend Worte. Denn gemäß dem Grundsatz „man kann nicht nicht kommunizieren“ gibt es auch ohne Sprache jede Menge auf zwischenmenschlicher Ebene zu (miss)verstehen. Oder anders gesagt:

Kontinuierliche Weiterentwicklung

Auch hier im Blog herrschte in den letzten Monaten eine Art beredsames Schweigen – kein einziger neuer Beitrag ist erschienen. Und doch hat sich etwas getan: Auf technischer Seite wäre dabei die Umstellung auf SSL-Verschlüsselung in Verbindung mit einem Server-Umzug zu erwähnen. Und auch inhaltlich könnte sich (wieder einmal) eine mögliche neue Ausrichtung zumindest bereits angedeutet haben.

Dr Evil sagt "Social Experiment"Die Weichen für einen (erneuten) Wandel haben sich dabei fast von allein gestellt. Früher ging es hier (und damit in meinem Kopf) häufig um Texte und Technikredaktion – also im weitesten Sinne ums Verstandenwerden. Dann drehten sich die Blog- und Podcastbeiträge vermehrt um kuriose Bücher, Warnhinweise, später um die Wirkung von Texten auf die Lesenden.

Schließlich stand die Kunst des gemeinsamen („kollaborativen“) Schreibens und und hierfür geeignete Werkzeuge im Vordergrund. Nach und nach hatte sich also immer mehr „Menschelndes“ hineingeschlichen. Zulezt war sogar von agilen Selbsthilfegruppen die Rede und von anderen spannenden sozialen Experimenten. Deshalb heißt es ab jetzt:

🎉👋 Willkommen im Experimentierkasten für ein besseres Miteinander! 💖🎈

Die Zeit der sozialen Experimente hat also längst begonnen, hier nur einige Kostproben:

  • Mit einer gewissen Faszination stellte ich bereits das Experiment „gleichzeitiges Schreiben in Echtzeit“ hier vor. Im vergangenen Wintersemester haben die Studierenden der THM Gießen mit mir als Lehrbeauftragten innerhalb von 15 Minuten ein inhaltlich vollständiges, einheitlich aufgebautes und gut gegliedertes Hilfe-Topic entwickelt und dabei jede Menge gelernt, etwa dass in einem Open Space naturgemäß der mündliche Austausch abnimmt – zugunsten von mehr schriftlicher (Chat-)Kommunikation.
  • In diesem Sommersemester haben wir dann in einem eintägigen Workshop die Untiefen der agilen Dokumentationserstellung in der Praxis ausgelotet – von der selbstorganisierenden Planung bis hin zur eigenverantwortlichen Umsetzung und der kontinuierlichen Verbesserung des Gesamtprozesses, der an die Scrum-Methodik angelehnt war. Im Ergebnis wurde es alles andere als ein Schweigeseminar – und das ist auch gut so!
  • Gemeinsam mit vielen lieben Menschen hatte ich im Juni zudem die Gelegenheit, ins Co-Couseling hineinzuschnuppern. Dabei handelt es sich um eine Selbsthilfemethode, die ganz aufs wechselseitige Zuhören setzt. In der Rolle des Counselors darf (muss?!) man einfach mal ein Viertel- oder halbe Stunde beredsam schweigen. Währenddessen darf das Gegenüber einfach mal (unterbrechungs-)frei von der Leber weg sprechen, bevor getauscht wird. Glaubt mir: Beides ist anstrengend und bereichernd zugleich!

Sich die Zeit zu nehmen, zu beobachten und zuzuhören ist heutzutage fast ein wenig ungewöhnlich geworden. Vielleicht gerade deshalb sind Co-Counseling & Co. spannender denn je. Und Gesprächspausen, ja sogar die Stille auszuhalten ohne sie sofort mit Geschwätz zu überbrücken, ist eine nicht zu unterschätzende Herausforderung!

Meetup statt Mee-too

Ein weiteres Experiment um das Gestern, Heute und Morgen sinnvoll zu verbinden, steht im November an. Dann darf ich auf der tekom-Jahrestagung 2018 in Stuttgart das Meetup „Scrum und agile Informationsentwicklung“ moderieren – ein für den Veranstalter völlig neues, vergleichsweise mutiges Format. In solch einem Meetup bietet sich nämlich erstmals die Chance, dass sich die Tagungs-Teilnehmerschaft auf Augenhöhe, informell und ohne Vorbehalte austauschen kann – und zwar nicht nur in den Kaffeepausen, sondern als offizieller Programmpunkt.

Alle Technischen Redakteurinnen und Redakteure, die schon „agil” arbeiten oder Praxisrelevantes über die Besonderheiten von Technischer Dokumentation innerhalb eines agilen (Software-)Entwicklungsprozesses erfahren möchten, sind also herzlich eingeladen, am Dienstag, 13.11.2018 um 17:15 in Raum C6.1 vorbeizukommen und zum Gelingen dieses Experiments beizutragen. Man sieht sich!

Bildnachweis: Imgflip: “Dr Evil Laser”

In Kategorie: Blog, Kommunikation, Technische Redaktion, Veranstaltung

Über den Autor

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Als Vermittler zwischen Mensch und Technik verfüge ich über jahrelange berufliche Erfahrung in unterschiedlichen Rollen des agilen Software-Entwicklungsumfelds – als Technischer Redakteur, IT-Trainer, Consultant und Scrum Master sowie als freier Autor und Dozent. Mein Herz schlägt für agile Arbeitsweisen, kollaborative Werkzeuge und fürs perfekte Timing, für Sachtexte und deren Wirkung, aber auch für Sprache – insbesondere wenn's um das Vorlesen geht. Vorsicht, Lesegefahr!

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